Was ist Parodontitis?

Blutendes Zahnfleisch und Mundgeruch sind oft die ersten Anzeichen einer Zahnfleischerkrankung. Die Parodontitis ist die Entzündung des Zahnhalte-Apparates.

Am Beginn der Erkrankung stehen oft Ansammlungen von Zahnbelägen und Zahnstein, die zu einer Gingivitis = Entzündung des Zahnfleisches führen. Ursache ist eine große Menge von Bakterien, die das Zahnfleisch schädigen. Wird die Gingivitis nicht rechtzeitig behandelt, so greift die Entzündung vom Zahnfleisch auf den Zahnhalteapparat über und es bildet sich eine sogenannte Parodontitis aus. Durch die Schädigung des Zahnhalteapparates löst sich das Zahnfleisch vom Zahn wodurch eine sogenannte Zahnfleischtasche entsteht. Am Beginn der Erkrankung sind die Zahnfleischtaschen noch nicht tief. Dauert die Parodontitis jedoch länger an, so wird immer mehr Zahnhalteapparat und auch Knochen zerstört. Die Zahnfleischtaschen werden immer tiefer, es bilden sich Knochentaschen aus und mit fortschreitendem Knochenabbau werden die Zähne immer lockerer. Am Ende entsteht der Zahnverlust durch eine Parodontitis.

Es gibt verschiedene Formen der Parodontitis:

Die häufigste Form ist die sogenannte chronische Parodontitis, die langsam über Jahre hin verläuft.
75% der Bevölkerung leiden einmal in ihrem Leben an einer chronischen Parodontitis.
70% der Zahnverluste sind auf die chronische Parodontitis zurückzuführen.
Da diese chronische Parodontitis jedoch langsam verläuft, kann sie sehr gut behandelt werden und bei guter Mundhygiene ist nicht wahrscheinlich, dass es zu einem Wiederaufflammen der Erkrankung kommt.
In ca. 10% der Fälle liegt jedoch eine schwere raschverlaufende Parodontitis vor, bei der in relativ kurzer Zeit schwere Schäden am Zahnhalteapparat entstehen können. Die meisten dieser Patienten benötigen schon in jungen Jahren eine konsequente und aufwendige Behandlung damit diese Erkrankung zum Stillstand kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese aggressive Form der Parodontitis wieder aufflammt, ist bei diesen Patienten größer.

Welche Faktoren beeinflussen den Verlauf der Parodontitis?

Mundhygiene:
Konsequente Mundhygiene schafft die Grundlage für eine langfristige erfolgreiche Zahnfleischbehandlung – ohne konsequente häusliche Mundhygiene und professionelle Mundhygiene in der Zahnarztordination durch eine geschulte Assistentin, kann eine Zahnfleischbehandlung nicht durchgeführt werden.
Die gute häusliche Mundhygiene durch den Patienten schafft saubere Verhältnisse im Mund und verhindert, dass sich Parodontalkeime (Bakterien, die eine Zahnfleischerkrankung auslösen), nicht mehr ansammeln können.

Damit der Patient eine gute häusliche Mundhygiene durchführen kann, muss er von einer Assistentin im Umgang mit den notwendigen Hilfsmittel eingewiesen werden:
Zahnbürste, Zahnseide, Zahnzwischenraumbürsten etc…

Rauchen
Raucher haben bei Parodontitis eine wesentlich schlechtere Prognose. Die Wundheilung ist verzögert und dadurch können verschiedene Behandlungsmethoden gar nicht durchgeführt werden.
Genetische Faktoren:
Zahnfleischerkrankungen treten oft familiär gehäuft auf. Diese Patienten sollten langfristig eine besonders gute Mundhygiene durchführen, öfters zum Zahnarzt zur Kontrolle und zur Mundhygiene kommen. Besonders wichtig ist, dass diese Patienten nicht rauchen, denn sonst haben sie ein achtfach erhöhtes Risiko für Zahnverlust durch eine Parodontalerkrankung.
Stress: Stress verschlimmert die Zahnfleischerkrankung. Schwere Formen der Zahnfleischerkrankung verlaufen schubweise und durch großen Stress kann ein neuer Schub einer Zahnfleischerkrankung ausgelöst werden.
Diabetes Mellitus: Bei einem Patienten mit Diabetes-Mellitus, bei dem der Zuckerspiegel schlecht eingestellt ist, verschlechtert sich eine Zahnfleischerkrankung. Faktoren, welche die Wundheilung stören: * Bluterkrankungen * Immunsuppression bei organtransplantierten Patienten * Chemotherapie * hohe Dosen von Kortison Hormonbehandlungen

Wie erkenne ich Anzeichen einer Parodontitis

Folgende Fragen können Ihnen helfen, mögliche Anzeichen einer Parodontitis zu erkennen:

  • Blutet Ihr Zahnfleisch beim Zähneputzen, bei Berührungen oder beim Essen harter Nahrung?
  • Fühlt sich Ihr Zahnfleisch geschwollen oder empfindlich an?
  • Hat sich Ihr Zahnfleisch zurückgezogen?
  • Scheint es, dass Ihre Zähne länger geworden sind?
  • Stellen Sie manchmal Eiteraustritt zwischen Zahn und Zahnfleisch fest?
  • Hat sich die Stellung Ihrer Zähne verändert?
  • Finden Sie, dass die oberen und unteren Zähne anders zusammenbeissen als früher oder haben sich Lücken zwischen den Zähnen gebildet?
  • Haben Sie immer wieder Probleme mit Mundgeruch?

Bei der Beantwortung einer oder mehrerer dieser Fragen mit „Ja“ informieren Sie bitte Ihren Zahnarzt.
Dieser kann durch die parodontale Grunduntersuchung (PGU) feststellen, ob Sie eine Parodontitis-Behandlung brauchen.

Wie wird Parodontitis behandelt?

Manche Patienten denken bei Parodontaltherapie sofort an einen chirurgischen Eingriff:
Tatsache ist jedoch, dass parodontale Gesundheit in einem Stufenkonzept erreicht werden kann. Dieses reicht von wenig aufwändigen Methoden bis zu komplexen Eingriffen, die an den jeweils vorliegenden Grad der Erkrankung angepasst werden.

  • Stufe 1: Hygienephase
    Wenn bei Ihnen Parodontitis festgestellt wurde, könnte es sein, dass Sie besonders anfällig sind und Ihr Körper bereits auf kleinste Belagsmengen mit einer Entzündung reagiert. Aus diesem Grund müssen Sie eine bessere Mundhygiene haben, als viele andere Menschen.
    Denn: Der erste Schritt zur Mundgesundheit ist eine gute Mundhygiene!
    Schwierigkeiten treten erfahrungsgemäß in den Zahnzwischenräumen und der Region der Backenzähne auf.
    Für diese Zonen gibt es geeignete Hilfsmittel, die vom zahnärztlichen Team speziell für Ihre individuelle Situation ausgewählt werden.

    Die professionelle Behandlung besteht in der sorgfältigen systematischen Entfernung sämtlicher Bakterien- und Zahnsteinbeläge von erkrankten Zähnen und Zahnwurzeloberflächen, insbesondere in den Zahnfleischtaschen. Dieser Schritt ist umso aufwendiger, je tiefer die Zahntaschen sind und wird meist in mehreren Sitzungen, bei Bedarf in lokaler Betäubung, durchgeführt.
    In manchen Fällen kommen zusätzlich lokale oder oral einzunehmende Antibiotika zur Anwendung. In unkomplizierten Fällen wird mit diesem Vorgehen das Auslangen gefunden.
    Zur Aufrechterhaltung der Mundgesundheit ist jedoch eine lebenslange regelmäßige Kontrolle nötig.

  • Stufe 2: Parodontale Chirurgie
    Bei weit fortgeschrittenen Fällen und vor allem an Backenzähnen ist es nicht immer möglich, mit der Hygienephase alleine völlige Entzündungsfreiheit zu erzielen.
    Es wird daher ein chirurgisches Vorgehen gewählt, um tiefe Taschen zu reduzieren und Knochendefekte eventuell aufzufüllen. Dabei können Eigenknochen oder Knochenersatzmaterialien zum Einsatz kommen. In bestimmten Situationen wird versucht, Gewebe mit Hilfe des Verfahrens der „gesteuerten Geweberegeneration“ wieder aufzubauen.

    Sowohl in der Hygienephase als auch nach einem chirurgischen Eingriff werden oft antibakterielle Spüllösungen verwendet, welche die Anzahl der Parodontalkeime noch weiter reduzieren helfen.

  • Stufe 3: Langzeitbetreuung
    Zur Verhinderung eines Rückfalls sind vor allem gute häusliche Mundhygiene, regelmäßige Kontrollen durch den Zahnarzt und lebenslange, Ihrem persönlichen Risiko entsprechende professionelle Mundhygiene in der Praxis wichtig.
    Dabei wird jedes Mal die medizinische Anamnese aktualisiert und ihr Mundhygieneniveau beurteilt;
    allfällige Problemstellen werden kontrolliert und behandelt und es wird eine risikoabhängige Reinigung ihrer Zähne mit abschließender Fluoridierung durchgeführt.
Nebenwirkungen der Behandlung

Während der Behandlung tiefer Taschen werden Bakterien ins Blut eingeschwemmt.
Patienten mit künstlichen Herzklappen oder Endokarditisrisiko werden daher vorher mit einem Antibiotikum abgeschirmt.
Durch Verringerung der Entzündung kann es – abhängig von der ursprünglichen Schwellung, der Form des Knochens und der Behandlungsmethode – zur Schrumpfung des Zahnfleisches kommen.
Eine eventuell erhöhte Zahnempfindlichkeit auf heiß, kalt oder süß klingt bei entsprechender Behandlung meist rasch ab.